Sehr geehrter Herr Klose!
Ich habe Ihre Äußerungen im Interwiev mit Bernard Bode und Alexander Weinlein bezüglich der Verstärkung deutscher Truppen in Afghanistan gelesen. Unter anderem diese Äußerung:
Frage:
Wenn man den jüngsten Umfragen Glauben schenken darf, ist eine Mehrheit der Deutschen dafür, die Bundeswehr aus Afghanistan abzuziehen.
Ihre Antwort, Herr Klose:
Ich glaube, dass der Wille der Bevölkerung sich so artikuliert, weil wir die Diskussion falsch geführt haben. Die Bevölkerung ist unsicher, weil sie nicht an den Erfolg der Aktion glaubt. Sie glaubt vielmehr, dass sich die Dinge so entwickeln werden wie im Irak. Wenn man entschlossener agiert und der Bevölkerung sagt, dass wir in Afghanistan sind, weil wir das in unserem eigenen Sicherheitsinteresse beschlossen haben, dann kann man auch den entsprechenden Einfluss auf die Menschen nehmen. Das ist eine Führungsaufgabe, die aber in den Parteien nicht wahrgenommen wird.
Wieso sind Sie sich so sicher, dass wir uns für dumm verkaufen lassen? Wohlgemerkt, ich habe nichts gegen das amerikanische Volk und auch nichts gegen das afghanische. Wohl aber habe ich was gegen die Art, wie uns immer wieder schwarz als weiß verkauft werden soll. Wir müssen schließlich als Bürger die Rechnungen für diese Kriegsspielchen bezahlen, an denen nur die Waffenindustrie verdient.
Wohingehend möchten Sie uns beeinflussen?
Dass man Afghanistan befrieden kann, bzw. in den Griff bekommt? Ein Land, das schon bei vielen Anrainern und Nationen unerfüllte Begehrlichkeiten weckte? Das Pakistan schon seit ewigen Zeiten über den Schnabel nehmen will? Und das ausgerechnet mit Amerikas und Deutschlands Hilfe?
Nicht nur, dass ich das in Anbetracht der Geschichte Afghanistans für naiv halte, ich glaube auch nicht an die vorgeschobenen hehren Motive, die Amerika in dieses Land getrieben hat.
Es geht nicht darum, dass die Bevölkerung unseres Landes schlecht aufgeklärt ist über das, was in Afghanistan passiert. Es ist eher so, dass die Bevölkerung dieses Landes der amerikanischen Regierung ihre "Mission" nicht glaubt und dafür nicht einen Sohn opfern möchte.
Viele der Bürger dieses Landes glauben auch, dass wir erst durch unsere Beteiligung an solchen amerikanischen Aktionen in den Fokus von Terroristen geraten.
Amerika, dass sich seine Präsidenten von den Reichen kaufen lässt, dessen Regierung wie schon oft bewiesen, keine andere Kultur respektiert als die amerikanische.
Unter diesen Gesichtspunkten werden sie nirgendwo anderen Kulturen "Freiheit" bringen, sondern nur gehasst werden.
Solange Amerika mit den War-Lords cooperiert, anstatt sie lahmzulegen, und solange sie sich mit "Schurkenstaaten" wie Pakistan gemein machen, auch.
Die USA wirft mal wieder mit dem Speck nach dem Schinken, so wie sie einst die Taliban als Mittel zum Zweck gebraucht haben. Es geht ihnen nur um die Macht über alle Ressourcen, weiter nichts.
Oder stimmt es etwa nicht, Herr Klose, dass Anfang der 90er Jahre der US-Konzern Unocal mit Saudi Arabiens Delta Oil vereinbart hat, eine Erdgas-Pipeline von Turkmenistan durch Afghanistan nach Pakistan und Indien zu führen? Durch den Iran möchte die USA lieber nicht!
Geplant wurde auch eine Öl-Pipeline auf derselben Route, die die Ölreserven in Kasachstan und möglicherweise sogar Westsibirien zugänglich machen soll.
Im September 1996 gab es ein erstes Abkommen mit den afghanischen Kriegsparteien, das die Sicherheit der Pipelinetrasse betraf, im Januar 1998 unterzeichnete das Talibanregime eine Übereinkunft, die den Bau der Erdgasleitung möglich machen sollte. Die Bauarbeiten hatten kaum begonnen, da zog der russische Konzern Gazprom im Juni desselben Jahres seine zehnprozentige Beteiligung an dem Unternehmen zurück.
Am 21. August, einen Tag nach den US-Cruise-Missile-Angriffen auf vermeintliche Unterkünfte Bin Ladens erklärte Unocal das Pipeline-Projekt so lange aufzuschieben, bis Afghanistan eine Regierung hätte, die sowohl von den USA als auch von der Uno anerkannt würde.
Herr Klose, vielleicht sollten sie mal anfangen, die Interessen der Bürger dieses Landes zu vertreten. Das sind Ihre Auftraggeber, nicht die USA, auch wenn Sie seit vier Jahren Vorsitzender der Deutsch-Amerikanischen Parlamentariergruppe sind.
Ich empfehle Ihnen vorsichtshalber, sich hier ein wenig über Afghanistan zu informieren.
Es grüßt Sie
madame federkiel